1. Reha
Das Clemens
ClemensHospital


05. Oktober 2016
An den Transport vom UKM ins Clemens Hospital kann ich mich absolut nicht mehr erinnern. Es war auf jeden Fall im Liegen und auch wenn ich fit genug für den Transport war, ich konnte eigentlich noch nichts. Tatsächlich hatte ich noch meine Magensonde, die Trachealkanüle, konnte kein Wort sagen, mich generell kaum bewegen und gefühlt war ich nicht mal richtig wach, aber lachen konnte ich, das hat mir jeder gesagt!
In der ersten Zeit im Clemens war ich noch total müde und erschöpft, sodass in der Woche maximal 1 – 2 Therapien drinsaßen. Ich hatte Logopädie, Ergo, Physio, Musiktherapie, Psychotherapie, wurde massiert und durfte ins Bewegungsbad.

Am 31. Oktober kam die Trachealkanüle raus.
Dann kann ich mich noch daran erinnern, dass ich in der Logopädie verschiedene Wörter aussprechen sollte, aber einfach kein einziger Mucks aus mir kam. Nach ein paar Wochen kam dann plötzlich ein leises, gehauchtes „ja“, „ne/ nein“ und „Nele“ aus mir raus und das war seinerzeit ein riesen Fortschritt! Bei der Ergo hingegen kann ich mich an die ersten Stunden wiederum nicht so gut erinnern. Lediglich daran, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt fast in jeder Therapie Alpro Schoko oder Vanille-Pudding gab, kann ich mich erinnern; das war echt immer ein tolles Highlight für mich, da ich seinerzeit ausschließlich über die Magensonde ernährt wurde, da ich das Essen weder kauen, noch runterschlucken konnte.




Musiktherapie
Bei der Musiktherapie saß ich als Klavierspieler selbstverständlich am Klavier und ein Therapeut saß neben mir. Diese Therapie machte mich verdammt traurig, da es ein ganz anderes Klavier spielen war, als ich es von mir kannte. Gemacht habe ich es jedoch trotzdem. Vom musizieren vor dem Unfall habe ich euch auch noch zwei Bilder mit reingepackt – eins am Flügel und eins am Gitarren Setup bauen. Bei der Physio fingen wir ganz langsam bei den Basics an – im Rollstuhl sitzen und meinen Kopf in der Kopfstütze halten. 30 Minuten am Tag waren da schon ein Highlight! Daran wurde sehr lange gearbeitet genauso wie an dem Sitzen auf der Bettkante, das ohne Hilfe nicht mal in der zweiten Reha möglich war; ihr merkt vielleicht schon – es stand gar nicht gut um mich!
Bewegungsbad
Im Bewegungsbad wurde ich im Bett liegend in das Schwimmbad gefahren, dann umgezogen und letztlich mit einem Lifter aus dem Bett ins Wasser geliftet. Dort waren immer zwei Therapeut*innen, die mich therapierten. Der Sinn dieser Therapie war recht selbsterklärend – Wasser nimmt die Schwerkraft und in eben diesem wurde ebenso mal geschaut, ob ich irgendwas mit der Hand, dem Arm oder dem Bein anstellen konnte – leider fand es kein positives Ende. Generell habe ich diese Therapie abgrundtief gehasst wie keine andere, denn ich hasse es ins Wasser zu gehen und dann dieses Duschen – nicht das Duschen an sich. Die Therapeut*innen sagten mir immer, ich solle doch die Luft anhalten, weil ich mich sonst verschluckte, wenn sie das Shampoo aus den Haaren spülen wollten – das Geheimnis – mir war es nicht möglich die Luft anzuhalten wegen des halbseitig gelähmten Gaumensegels und der Flachatmung. Meine Mutter riet mir dann, den Kopf in den Nacken zu nehmen, was ich gar nicht in Betracht gezogen/ auf dem Schirm hatte; ich hatte total vergessen, dass das eine Alternative war, da ich diese Probleme nie hatte.

Neuropsychologie
Zu guter Letzt gilt es noch von der Neuropsychotherapie zu berichten. Diese Therapie machte mir immer Spaß. Ich musste Spiele spielen, bei denen beispielsweise meine Reaktion etc. getestet wurde. Diese Therapie hat mir zwar Spaß gemacht, aber ich war schlecht – erschreckend schlecht! Ah und dann gab es noch die Massage. Jene Massage war dazu da, den Muskeltonus etwas zu lindern. Diese Therapie war auf meiner Hass-Skala so ziemlich auf Platz 2, es tat echt sehr weh! 😂
Neben den Therapien gibt es im Krankenhaus logischerweise auch noch Pfleger*innen. Diese waren allesamt so unglaublich nett, dass sie mir den Alltag im Krankenhaus zu einem anderen machten, als er es normalerweise ist. So kam mal der/ die ein oder andere Pfleger*in zu mir ins Zimmer, einfach nur, um mit mir zu reden/ kommunizieren und das, obwohl ich so so sehr auf Pflege angewiesen war. Selbst das Zähneputzen fand im Bett statt, ausspülen war auch nicht; dafür gab es ein dickes Schwämmchen; naja, war halt so! 😅

Dort habe ich den 24. Dezember und dann meinen Geburtstag am 18. Januar dort im Kreise meiner Familie und mit Neles Familie gefeiert. Die Pfleger_innen haben mir sogar auf meinen Wunsch hin ein Hemd und eine Fliege angezogen! Entlassen wurde ich am 12. Juli, denn dann war ich fit genug für eine richtige Reha => Friedehorst, Bremen



